
Königstein/Taunus – Mit zahlreichen Topzuschlägen konnte Reiss & Sohn seine Frühjahrsauktionen am 3. Mai eröffnen. Am Abend des 6. Mais hatten rund 1.600 Lose einen neuen Besitzer gefunden. Teuerstes Los der Auktion mit einem Zuschlag von 160.000 € (Taxe 70.000 €) wurde in der Geographie-Abteilung der sechsbändige Atlas in der holländischen Ausgabe des Amsterdamer Verlegers Johann Blaeu. Das prächtige Exemplar, mit 100 zusätzlichen Karten getrüffelt, erschien unter dem Titel „Toonneel des Aerdriicx, ofte Nieuwe Atlas, Dat is Beschryving van alle Landen 1635-1662.“ Das mit Goldhöhung versehene einheitliche Kolorit der über 500 enthaltenen Landkarten machen das Exemplar zu einer bibliophilen Besonderheit. Das sahen die Bieter ebenso und nach engagiertem Bietgefecht zwischen Saal und Telefon fiel der Hammer schließlich bei einem stolzen Gesamterlös von 190.000 € (inklusive gerundetem Aufgeld von 19%).
Mit einer diesmal regeren Beteiligung des Saales sowie zahlreichen Online- und Telefonbietern konnte gemeinsam mit vielen schriftlichen Auftraggebern eine sehr erfolgreiche Auktion in Königstein abgehalten werden. Insgesamt konnten in den auf 4 Tage verteilten Versteigerungen 44 Zuschläge im fünfstelligen Preisbereich erzielt werden.
Direkt zu Beginn der Versteigerung kamen 99 ausgewählte Bücher, Handschriften und Inkunabeln inklusive einer bedeutenden Sammlung zum Thema Tod und Totentanz, vereint in einem reich illustriertem Sonderkatalog, unter den Hammer. Lediglich 13 Objekte fanden keinen Käufer. Wobei die Erlössumme total 116% der Gesamtschätzpreissumme des Sonderkatalogs beträgt.
Besonders nennenswert ist das Ergebnis von 90.000 € (Hammerpreis) für ein unkoloriertes Exemplar des prachtvollsten aller Blumenwerke, Basilius Beslers „Hortus Eystettensis“ (Eichstätt, ca 1750).

Eine kleine Überraschung bildet der Rekordzuschlag von ebenfalls 90.000 € (Hammerpreis, Taxe 10.000 €) für P. L. Moreau de Maupertuis „Rélation du Voyage de Laponie“ (nach 1736). Ein französisches Manuskript des nur in gekürzter Form gedruckten Originalberichts von Maupertuis‘ denkwürdiger Lapplandreise (1736-1737), mit eigenhändigen Korrekturen.
Die erste deutsche Ausgabe von H. Schedel „Das Buch der Croniken“ (Nürnberg, A. Koberger, 23. Dez. 1493) in einem nicht ganz vollständigen, altkolorierten Exemplar verdoppelte seine Taxe von 35.000 € auf 70.000 € (Hammerpreis) und ging in deutschen Privatbesitz.
Die erste Buchausgabe von Holbeins Totentanzholzschnitten „Les simulachres & historiees faces de la mort, autant elegamme(n)t pourtraictes, que artificiellement imaginées.“ erschien 1538 in Lyon (22.000; 12.000 €)
In den zwei weiteren Auktionskatalogen des normalen Versteigerungsprogramms häuften sich die fünfstelligen Zuschläge ebenfalls. Ein besonderer Leckerbissen war ein vom Autor annotiertes Exemplar von Nicolas Malebranches „Traité de la Nature et de la Grâce„ zusammen mit seiner „Défense de l’auteur de la Recherche de la Vérité.„ in Rotterdam 1684 erschienen (18.000 €; 6.000 €). Einen kleine Seltenheit entdeckt der aufmerksame Bieter in der Abteilung „Wirtschaft, Recht und Geschichte“, dort stieg ein Exemplar des Reichsgesetzblattes, das ab 1848 erschien, von taxierten 1.000 auf 1.400 €. Dieses Periodikum enthält den Erstdruck der Paulskirchenverfassung mit den „Grundrechten des deutschen Volkes“.
Für den Atlas von de Wit „Atlas (Maior)“, gedruckt mit dem Seeatlas, erschienen in Amsterdam nach 1688, fiel der Hammer bei 75.000 € (40.000 €). Eine seltene, in mehreren Blättern gedruckte Afrika-Karte des venezianischen Stechers Gastaldi aus dem Jahre 1564 erzielte die vortaxierten 45.000 €. – Reiss & Sohn versteigert seit 1971 Bücher, Landkarten und Handschriften. Für die kommenden Auktionen im Herbst sind Einlieferungsangebote jederzeit erbeten.