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Stammbuch des Conrad Schimper
verkauft



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Auktionsablauf:
06.05.2019 Sitzungsbeginn 10:00 Uhr
"Skisirte sich in aller Stille"
Album amicorum. - Gießen. - Stammbuch des Conrad Schimper aus Trarbach. Meist Gießen, 1781-1785, einige später. Qu.-8vo (10,5:17 cm). 234 (statt 256) S., 7 Bll. Register. Mit 114 Einträgen. Ldr. d. Zt. mit Rücken- u. Deckelvergoldung u. gepunzte, Goldschnitt, bestoßen, vorderes Außengelenk angeplatzt, Vergold. des Rückens oxydiert.
Johann Conrad Schrimper absolvierte im April 1781 das Gymnasium in seinem Heimatort Trarbach; bei der Entlassung hielt er eine lateinische Rede zur Frage, "ob ein Student, welcher von der Schule weggehet ... nöthig habe, seinen Lehrern für die Unterweisungen ... zu danken". Am 24. April 1781 immatrikulierte er sich in Gießen für Jura und schloss offenbar im April 1784 seine Studien ab. Er dürfte der zwischen 1815 und 1824 als Friedensrichter in Waldmohr nachweisbare Conrad Schimper sein. Die ersten Einträge sammelte Schimper bereits im April 1781. Insgesamt trugen sich fast ausschließllich Kommilitonen ein, darunter August Wilhelm von Canstein (1765–1848; später nassauischer Kammerrat) und Hans Georg Christian Wilhelm von Hammerstein. Nach Abschluss seines Studiums, im September 1784, suchte Schimper den Rektor seines Trabacher Gymnasiums auf, Johannes Touton, Verfasser einer "Kurzen Nachricht" über seine Schule, die anlässlich der Osterprüfung 1781 erschienen war. Besonders bemerkenswert sind die Einträge von Johann Ludwig Justus Greineisen (1751-1831), Privatdozent für Jura, der 1794 wegen profranzösischer Äußerungen verhaftet wurde, und die von Carl v. Qureille und seiner Gattin. Dieser unterschrieb als "le colonel chevalier de Qureille" und hat Spuren hinterlassen als Quacksalber und Betrüger, der u.a. in einen Prozess gegen seinen ehemaligen Schwiegervater Schwers in Altona wegen einer "Reichs-Wunder-Essenz" verwickelt war (vgl. auch seine Schrift "Privilegia und Attestata über die ächte so genannte Wunder-Essenz", Hamburg 1771). Interessant auch die Bemerkungen über die Relegation oder die Flucht vor den Gläubigern bei mehreren Einträgen, so etwa "Skisirte sich im 9ber 1781 in aller Stille u. hinterließ einen Fürstl. aber auch sehr übel riechenden Schwanz". - Stellenw. etwas fleckig; 2 Bll. mit kl. Ausschnitten, aber ohne Textverlust an den Unterschriften. Fehlen 22 S., anhand des - nicht konsequent geführten - Registers lässt sich der Verlust von 3 Einträgen (Hundhausen, Korn, Umscheiden) nachvollziehen.