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Renner, Chronik der Stadt Bremen. Abschrift 1629. 2 Bde.
verkauft
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Auktionsablauf:
06.05.2019 Sitzungsbeginn 10:00 Uhr
Bremen. - Renner, J. (Chronik der Stadt Bremen. Bd. 1). Niederdeutsche Handschrift auf Papier. (Bremen) 1629. Fol. (32:21 cm). Blattgr. 31,5:20, Schriftspiegel ca. 26:18 cm. Zierliche deutsche Kursive in schwarzbrauner Tinte. 650 (recte 648) S. (S. 316-324, 494/95, 511/12, 634-650 leer). Blindgepr. Prgt., Vorderdeckel mit goldgepr. Initialen "CK" u. Jahreszahl "1630"; verblasster alter hs. Rückentitel "Bremense Chronikon M...s", Rückentitel später ergänzt; etwas fleckig, ohne die Schließbänder. - Ders. Der Bremischen Chronic 2t(er) Theil. Deutsche Handschrift auf Papier. (Bremen vor 1699). Fol. (32:23 cm). Blattgr. 32,5:19,5 cm, Schriftspiegel ca. 26:14 cm. Von zwei Händen mit schwarzen u. schwarzbraunen Tinten in regelmäßigen deutschen Kursiven geschrieben. 1 Bll., 2 w. Bll., 871 S. (S. 845/46, 848, 849-864 u. 867-871 leer) sowie 6 w. Bll. Goldgepr. Prgt. d. Zt. mit späterem hs. Rückentitel; fleckig, Vergoldung tlw. abgerieben, Buchblock angebrochen.
Vgl. Ilse Schunke, Die Handschriften von Renners Bremer Chronik in der Staatsbibliothek Bremen. In: Bremisches Jahrbuch 33 (1931), S. 158-172; zu Renner: ADB XXVIII, 228-230; Edition: J. Renner, Chronica der Stadt Bremen, Transkription von Lieselotte Klink, 2 Bde., Bremen 1995. - Frühe Abschrift der bekannten Bremer Chronik von Johann Renner (ca. 1525-1583), der auch durch seine Livländische Chronik hervortrat. Renners Bremer Chronik ist eingeteilt in zwei Bände, von denen der erste (= Buch 1-4) von den Anfängen ("449") bis 1511, der zweite (= Buch 5) von da bis 1583 berichtet. Sie "ist noch nicht gedruckt, aber in zahlreichen Abschriften in Bremen und anderen Orten verbreitet. Für die Darstellung der älteren Zeit hat R. sich im wesentlichen auf eine Wiedergabe der Rinesberch-Schene’schen Chronik und ihrer bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts reichenden Fortsetzungen, doch unter Hinzufügung einiger eigenthümlicher Nachrichten beschränkt; für die spätere und namentlich für die von ihm selbst mit durchlebte Zeit aber ist sein Werk von großem Werthe" (W. v. Bippen in ADB). Die Originalhandschrift von Renners Bremer Chronik, etwa 1864 in der Bremer Stadtbibliothek identifiziert, liegt tatsächlich erst seit 1995 (!) gedruckt vor. Schunke beschrieb 1931 neben dem Original allein 10 Abschriften beider Bände sowie 5 Abschriften von einzelnen Teilen, die sich damals in der Bremer Staatsbibliotek befanden. Älter als die vorliegende Abschrift des ersten Teils, dessen 3. und 4. Buch am Schluss 1629 datiert sind, sind lediglich drei der von Schunke beschriebenen Exemplare, davon eines inkomplett. Die vorliegende Fassung weicht, wie Schunke es auch für die von ihr untersuchten in der SuUB vermerkt, von Renners Originalhandschrift leicht ab, auffällig sind z.B. in der Schreibung die Doppelungen von Konsonanten, wo Renner sie nicht verwendet (z. B. hefft - heft). Vorliegende Handschrift beginnt: "Datt Eerste Boeck der Bremer Croniken, darinnen beschreven wardt, d(e)r Anfang des Stifftes Bremen, und watt sick beth tho den Jahre 1148 undt beth tho Bischop Hardewicus tyden begeuen und thogedragen hefft. Im Jahre nach Christi unsers leeven Herren geboort Veerhundert negenvertich quam ein vremdes Volck, die Picten genoemet uth Schitia (Als Beda will, wowol Melanchton schrifft, dat idt Dudesche gewesen sindt, Auerst nicht schrifft uht watt orde), in Hyberniam, welckes nu Irland heet darinnen do de schotten (ein Sachsisch Volck als Auentinus schrifft) wahneden (...)“". Abbildungen aus dem Original sind nicht übernommen, lediglich eine Stammtafel zu Bischof Hartwig und einige aus Urkunden wiedergegebene Initialen etc. Die Originalpaginierung reicht bis S. 353, die Seitenzahlen ab da von einem späteren Bearbeiter ergänzt. Am Ende von Buch 3 (S. 510) in einem kalligraphischen Schnörkel eine Marke, die Buchstaben "C K, B" und "Ao 1629"; am Ende von Buch 4 (S. 618) die Buchstaben "C K M P" und die Jahreszahl 1629. Da "CK" - durch die Einbandprägung belegt - unzweifelhaft die Initialen des Schreibers, dürfte sich das "B" als "Bremensis" auflösen lassen und "M P" als "manu propria". Es ist eine plausible Möglichkeit, dass es sich bei dem Kopisten und Besitzer dieses ersten Teils der Rennerschen Chronik um Christoph Knipping (1596-1654) handelt. Er besuchte ab Oktober 1615 das Gymnasium Illustre in Bremen und immatrikulierte sich im August 1616 in Helmstedt, wurde aber schon im Herbst desselben Jahres zum Lehrer am Pädagogeum bestellt, dem schulischen Zweig des Gymnasium Illustre, wo er bis zu seinem Tod als Lehrer und Kantor wirkte (vgl. Rotermund, Bremen I, 248 u. Witzendorff-Rehdiger, Personalschriften 1010).
Die beiden Bände vorliegenden Exemplars gehörten ursprünglich nicht zusammen. Band 2, der die Jahre 1511 bis 1583 umfasst, ist von zwei Händen geschrieben, wobei der Schreiber mit Seite 665 mitten im Satz wechselt. Durchgehend sind Bogensignaturen (Lagen zu 6 Bll.) angebracht. Die von einer Hand durchgängig in der oberen Außenecke eingefügte Paginierung wurde, wohl um die Lesbarkeit zu verbessern, später teilweise ergänzt. Auch hier der Text gegenüber dem Original leicht abweichend, Band 2 beginnt: "Christophorus wurd Anno 1511 Eindrechtigenn gekahrenn thom ErtzBischoppe he was Hertoch Hinnrichs Sohne tho Brunschwigh, Sin Broder Francißcuß waß Bischopp tho Mindenn, he was Vorhenne Ao 1493, alse he 17. Jahr oldt waß ...". Der Vergleich2 zwischen Bremen und Oldenburg von 1576 über die Weser hier auf hochdeutsch enthalten; in Renners Original werden die Vertragspunkte auf niederdeutsch referiert. Die Datierung der Abschrift ergibt sich aus zwei Zusätzen zum Jahr 1699 auf S. 847. Ein Name auf dem Titel ist leider alt ausgestrichen ("Johann Lüdersen"?). Daß zu diesem zweiten Band einmal ein - anderer - erster gehörte, ergibt sich aus einem Register der Bischöfe über beide Bände auf S. 865, das mit Seitenzahlen versehen wurde.
Beide vorliegenden Bände wurden spätestens durch Hermann Schaffert zusammengefügt, der sich offenbar jahrelang mit diesem Exemplar der Chronik beschäftigte und zahlreiche Anmerkungen, Unterstreichungen, mehrfach seinen Namensstempel etc. anbrachte. Auf dem Vorsatz von Band 1 sein Vermerk: "Aus dem Bücherlager der Firma Hoh. Georg Heyse in Bremen seit 1855 asservirt durch Hermann Schaffert, civis Bremensis ... Bremen 9. Octbr 1887". Die 1800 von Johann Georg Heyse gegründete Firma (Buchhandlung, Verlag, Druckerei) wurde seit 1833 vom Sohn des Gründers, Ludwig Wilhelm Heyse geleitet, dessen Witwe Hermann Schaffert 1855 geheiratet hatte. Vorsatz mit Stempel "Ludwig Roselius-Sammlung". - Schaffert hatte noch einen dritten Band als zugehörig betrachtet, der laut Vermerk auf dem Vorsatz von 1550 bis 1630 reichte, aber nicht zur eigentlichen Chronik gehört und hier nicht vorliegt. Bd. 1 gering gebräunt; insgesamt stellenw. etwas fleckig; Ausriss der unteren Innenecke von S. 1/2 in Bd. 2.