Los 1 *
Biblia Latina, Mss.
verkauft



verkauft
Auktionsablauf:
26.04.2022 / Los 1-54 / Sitzungsbeginn 13.00 Uhr
From The Property of John Whitgift, Archbishop of Canterbury - Bacon's Teacher
Biblia Latina. Lateinische Handschrift auf Pergament. Frankreich, Ende des 13. Jhdts. Blattgr.: ca. 18,8:11,5 cm, Schriftspiegel: ca. 12,5:7,8 cm. 50 Zl. 2 Sp. Geschrieben in zierlicher gotischer Buchschrift, blassgrau regliert, rubriziert. Mit 81 großen historisierten Initialen mit teils bis weit über den Schriftspiegel reichenden Buchstabenstämmen, Hunderten zwei- bzw. fünfzeiligen Initialen in Rot und Blau mit teils weit über den Rand reichendem Fleuronée, roten Überschriften, roten Versalien und Seitentiteln sowie Kapitelzählung in Rot und Blau. 563 nn. Bll (fol. 1-3 und 563 ursprunglich leer), 2 Vorsatzblätter und ein Nachsatzblatt. Leder des späten 16. Jhdts. über Holzdeckeln auf fünf Bünden und mit goldgepr. Mittelstücken auf den Deckeln, sowie 3-facher Filetenbordüre; ohne Schliessen, etwas berieben und bestoßen, Vergoldung oxydiert, restaurierte Bezugseinrisse auf den Deckeln; in mod. Hldr.-Kassette.
Bemerkenswert illuminierte Bibel aus dem Vorbesitz von John Whitgift, dem unter Elizabeth I. ernannten Erzbischof von Canterbury und Lehrer von Francis Bacon an der Cambridge-University in den 1570iger Jahren.
Sorgfältig in kleiner gotischer Buchschrift ausgeführte Handschrift. Enthält den vollständigen Text der Vulgata mit den Prologen des Hieronymus in der seit dem 13. Jahrhundert maßgeblichen Fassung der Pariser Sorbonne. Die historischen Bücher des Neuen Testaments sind zusammengefasst, sodass die Apostelgeschichte direkt an die Evangelien anschließt. Es folgen die "kanonischen Briefe" und darauf die Paulusbriefe und der Hebraerbrief.
Illumination:
Große historisierte Initialen zu den Anfängen aller Bücher beider Testamente, diese einheitlich gestaltet und fein ausgeführt. Im Binnenfeld erscheinen die Szenen aus Einzelfiguren, Paaren, seltener auch Figurengruppen vor Goldgrund. Bemerkenswert sind vor allem die großen historisierten Initialen am Anfang der beiden Testamente, die sich durch besonders lange Buchstabenstämme auszeichnen: Die Initiale I (In principio creavit deus) erstreckt sich fast über die gesamte Blatthöhe und enthält die sieben Schöpfungstage, die Initiale "L" am Anfang des Matthäusevangeliums (Liber generations Jesu Christi) enthält vier männliche Figuren, die die Wurzel Jesse darstellen. Im Psalter heben die historisierten Initialen die Achtteilung hervor.
Die einzelnen Kapitelanfänge sind überreich mit rot oder blau gemalten Initialen mit Fleuronée ausgeschmückt. Die Buchstabenkörper der Fleuronnée-Initialen sind in der Regel zweizeilig, das Rankwerk teilweise über die gesamte Höhe des Schriftspiegels gestaltet. Die Prologe des Hieronymus werden durch etwas größere, fünfzeilige Fleuronée-Initialen abgesetzt.
Die Handschrift dürfte in einem Pariser Skriptorium des späten 13. Jahrhunderts entstanden sein, jedoch ist der Stil der Illumination mit seinen Hell-Dunkel-Kontrasten weder für Nordfrankreich noch für England charakteristisch und weist auf spanische Einflüsse hin; vielleicht sind die Miniaturen das Werk eines südfranzösischen Künstlers.
Provenienz: Schon früh gelangte die Handschrift nach England. Randbemerkungen sowie Korrekturen und Ergänzungen (Prologe und Glossar) auf den ehemals leeren Blättern zu Anfang und am Schluss in englischer Schrift des 14. Jahrhunderts ausgeführt. Aus den Einträgen auf den Vorsätzen läßt sich ein Werdegang rekonstruieren: im 16. Jahrhundert schenkte der Kaplan William Thornhill die Bibel dem Bischof von Worcester und späteren Erzbischof von Canterbury, John Whitgift (1530-1604). Im 17. Jahrhundert wurde sie von John Theyer (1597-1673), einem Antiquar und Bibliophilen aus Brockworth, Gloucestershire, erworben. Zwei weitere Besitzvermerke stammen aus dem 18. Jahrhundert; 1846 ging sie in das Eigentum von Robert L. King aus Cambridge (1823-1897) über. Zuletzt befand sie sich in Schweizer Privatbesitz. - Vorsätze mit zahlr. Besitzvermerken und Einträgen, vor allem anfänglich und am Ende etw. fleckig und mit Feuchtigkeitsrändern, viele Marginalien des 14. Jhdts., leicht gebräunt.
Carefully written in small Gothic letters contains the complete text of the Vulgata with the prologues by Hieronymus in the version which was developed by the Sorbonne at Paris in the 13th century. - 81 large historiated initals to beginnings of all books of both testaments in colours and gold, as well as countless fleuronée-initials in red and blue mostly extending into margins. - The manuscript was written in a Paris scriptorium of the late 13th century, and illuminated by a Southern French artist, as the light and dark contrasts of the illumination is neither characteristic for Northern France nor for England, but reveals Spanish influences. - Provenance: marginal notes and inscriptions on the book covers and endpapers in 14th century English hands, showing the early presence of the manuscript in England. In the 16th century the bible was given by chaplain William Thornhill to John Whitgift (1530-1604), Bishop of Worcester and later Archbishop of Canterbury. In the 17th century the bible was purchased by John Theyer (1597-1673), antiquarian bookseller and bibliophile from Brockworth, Gloucestershire. Two more ownership entries are from the 18th century; in 1846 it passed into the possession of Robert L. King from Cambridge (1823-1897). Private collection Switzerland. - Endpapers with numerous ownership entries and inscriptions, mainly at the beginning and towards the end a little soiled and with marginal dampstaining, slightly browned, numerous ms. marginalia, the majority from the 14th century. Late 16th century calf over wooden boards, with 5 raised bands, gilt fillets and centre-piece on both covers, clasps and catches missing, some rubbing and restoration to binding, preserved in recent half-calf box.