Los 154 *#
Gauss, Eigenhändiger Brief. 1838
verkauft
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Auktionsablauf:
25.10.2022 / Los 101-192 / Sitzungsbeginn 14.15 Uhr
"im Fall der Noth zu thun, was Ehre und Pflicht fordern können"
Gauss, Carl Friedrich (dt. Mathematiker, Statistiker, Astronom, Geodät, Elektrotechniker u. Physiker; 1777-1855). Eigenhändiger Brief mit Unterschrift "Dein treuer Vater". Göttingen, 6. Januar 1838. (22,5:13 cm). 2 2/3 S. auf 1 Doppelblatt.
Schöner ausführlicher Brief von Gauss an seine Tochter "Minna" (Wilhelmine, 1808-1840). "Ich habe bisher immer gezögert, Dir mein liebes Kind, zu schreiben weil ich von einem Tage zum andern erwartete, daß in Beziehung auf eine oder die andere der vielen mich drückenden schweren Sorgen etwas Entscheidendes oder Lichtgebendes eintreten würde." Eine Sorge betrifft seinen lebenslangen Freund Wilhelm Eduard Weber (1804-1891), mit dem zusammen er 1833 den ersten elektromagnetischen Telegrafen erfunden hatte. Als einer der 'Göttinger Sieben' – die liberal gesinnten Professoren, zu denen auch Minnas Gatte, der Orientalist und evangelischen Theologe Heinrich Ewald, gehörte, protestierten gegen die Aufhebung des hannoverschen Staatsgrundgesetzes durch König Ernst August – war Weber 1837 aus seiner Professur entlassen worden. "Den Brief an Weber werde ich in den nächsten Tagen nach London abschicken... Meine Hoffnung, W(eber?) für G(öttingen?) erhalten zu können, ist wenn auch noch nicht gänzlich, doch größtentheils verschwunden". Gauss andere Sorge betraf seinen Sohn (Wilhelm, der 1837 in die USA emigriert war). "Das Ausbleiben aller Nachrichten von Deinem Bruder fängt immer mehr an mich zu beunruhigen". Nicht zuletzt sorgt ihn, daß seine "eigene Situation in dieser trüben Zeit eine so unfeste ist, daß ich jetzt unmöglich mir eine neue Fessel anlegen kann, die mich hindert, im Fall der Noth zu thun, was Ehre und Pflicht fordern können". - Gering gebräunt, minimale Faltspuren.