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Gilbertus Anglicus Commentum, Egidius Corboliensis, De urinis
verkauft
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Auktionsablauf:
25.10.2022 / Los 1-44 / Sitzungsbeginn 13.00 Uhr
Englands First Major Medical Writer
Gilbertus Anglicus (Gilbert of England). Commentum in carmen Aegidii Corbolensis De urinis. Handschrift auf Pergament. Mittelmeerraum, vermutlich Südfrankreich um 1300. Blattgr.: 26,3:18,5 cm. Schriftspiegel: 19,5:14,2 cm. 54 Zeilen in 2 Spalten. Gotische Minuskel für den Kommentar und Textualis südeuropäischer Prägung (Rotunda) für den Grundtext. Nur Spalte fol. 1ra rubriziert und mit Fleuronné-Initiale. 24 Bll. Mittelalterlicher mit Streicheisenlinien in Andreaskreuzform verzierter heller Schafledereinband über Holzdeckeln; stark berieben, die beiden Langschließen verloren. Auf dem Vorderdeckel die Aufschrift „Versus Egidii de urina“, auf dem Rücken Aufkleber mit der Signatur 496 und „Med[…]“. Vorderer und hinterer Spiegel werden von Pergamentfragmenten einer wohl gegen 1400 zweispaltig in älterer und jüngerer gotischer Kursive geschriebenen Handschrift gebildet.
Vgl. zum Text Hirsch-H. I, 37 (Aegidius) und II, 746 (Gilbertus). - Das von dem am Ende des 12. Jahrhunderts in Salerno und Montpellier lehrenden Ägidius von Corbeil verfasste Lehrgedicht über die Diagnostik anhand des Urins hat zwar nie zum verpflichtenden Kanon der Universitäten gehört, zählte jedoch für die angehenden Mediziner des Hochmittelalters zur freiwilligen Lektüre. Mehrere Kommentare zu De urinis sind bekannt, unter denen der des Engländers Gilbertus zwar nicht am weitesten verbreitet – 19 Handschriften sind erhalten –, aber möglicherweise am gelehrtesten war. Gilbert (auch Gilbertus de Aquila) ist der erste bedeutende medizinische Schriftsteller in England. Gilbertus dürfte den auf intensiver Lektüre von Aristoteles und Avicenna fußenden Kommentar noch vor seinem extrem einflussreichen Compendium medicinae verfasst haben, vermutlich gegen 1230 in Paris. (ausführlich zu Gilbert siehe Verweis auf Faye Getz im englischen Beitext unserer Beschreibung). Die Benediktiner von Admont benötigten den Text für die medizinische Versorgung des Konvents und der Umgebung; vermutlich konnten sie ihn aus einer der südfranzösichen Universitätsstädte beziehen, in denen Medizin gelehrt wurde.
Zustand: Mittelalterliche Annotationen in den breiten Rändern, teilw. etwas gebräunt und fleckig, Pergament wellig, einzelne weiße Blattränder außen verloren oder eingeknickt, letztes Blatt im weißen Rand mit größerer Fehlstelle sowie verso mit kleinem Tintenfleck.
Provenienz: Es handelt sich um die ehemalige Handschrift 496 der Stiftsbibliothek Admont, die 1934 an das Antiquariat Spaeth in Zürich verkauft wurde. Seit den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts in einer deutschen Privatsammlung.
Weitere wichtige Informationen: Von wissenschaftlicher Seite erhielten wir die Information, dass unserer in sich vollständigen Handschrift ursprünglich 15 zusätzliche Blätter mit anderen medizinischen Texten angebunden waren. Detaillierte Angaben erhalten Sie auf Anfrage.
Scarce commentary by Gilbertus Anglicus on the didactic poem by Aegidius Corbolensis on diagnostics of urine. Gilbertus Anglicus is considered to be "England's first major medical writer ... and the first major representative of medical Arabism in England... " (Faye Getz, Medicine in the English Middle Ages, Princeton/University Press 1998, p. 39). Only 19 manuscript versions are recorded. We were not able to trace any manuscript in the antiquarian book trade or on the auction market. - Interesting medieval ink annotations to white margins throughout, some browning and staining, vellum wavy, few outer margins with lesions, last leaf upper outer white margin with larger section of vellum lost and verso with ink stain to text. Fine medieval goat-skin over wooden boards with blindstamped fillets to covers, some rubbing minor worming and staining. A fine specimen of medieval medical book production and one of the few available literary witnesses of the beginnings of medicine in England. For provenance see German commentary.
Important additional information: We have received further information that our manuscript, which is complete in itself, originally contained 15 more sheets of other medical texts. Detailed information is available on request.