Los 2 *
Album amicorum des Jacob Friedrich Hofemei(ster?)
verkauft



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Auktionsablauf:
23.04.2024 / Los 1-72 / Sitzungsbeginn 10.00 Uhr
Album amicorum. - Augsburg u. Breslau. - Stammbuch des Jacob Friedrich Hofemei(ster?). Vorwiegend Augsburg, vereinzelt Breslau 1755-1773. Qu.-8vo (12,5:19,5 cm). Mit 19 Aquarellen (5 auf Pergament) u. 66 Zeichnungen, teils farb. oder in Grisaille u. Rötel. Zus. 231 Bll. mit 99 Einträgen u. 1 kalligraphischem Widmungsbl. d. Stammbuchhalters auf Pergament. Ldr. d. Zt. mit Goldschnitt, goldgepr. Bordüre über beide Deckel (Rücken verblasst, Kanten bestoßen u. tls. geplatzt, Gelenk gering angeplatzt), in Pp.-Schuber d. Zt. (beschabt, Bezug mit Fehlstellen) sowie in mod. Hldr.-Schuber u. vorzüglicher Ldr.-Kassette mit Faltdeckeln (sign. u. dat. Renaud Vernier 1999).
Herausragendes Augsburger Künstlerstammbuch, von Gold- u. Silberschmieden aber auch Kupferstechern, Malern, Bildhauern und Architekten mit schönen Beispielen ihres Könnens bereichert (vgl. Seling, Augsburger Gold- u. Silberschmiede, 2078, 2299, 2309, 2446, 2450, 2453, 2463, 2471, 2474, 2476, 2482-84, 2488, 2508, 2511, 2515, 2523, 2537, 2541, 2543, 2605). "Wohl wichtigster Zweig des Augsburger Kunstgewerbes nach 1648 waren die Gold- und Silberschmiede" (Augsburger Kunstakademie in reichsstädtischer Zeit, S. 11). Anzunehmen ist, dass die meist jungen Künstler Kommilitonen der 1710 gegründeten Reichsstädtischen Kunstakademie waren.
Unter den eingetragenen Namen und Signaturen lassen sich 51 als Künstler identifizieren, darunter allein 32 Gold- u. Silberschmiede, Münzmeister u. Medailleure (vgl. Seling; Thieme-Becker; Rosenberg, Goldschmiede-Merkzeichen u. Hintze, Breslauer Goldschmiede). Herausragend darunter sind Franz Xaver Habermann (1721-96, Kupferstecher u. Bildhauer, 1781-96 Zeichenlehrer an der Kunstakademie, der bedeutendste Ornamentstecher des Augsburger Rokoko,), Johann Phillipp Haid (1730-1806, Kupferstecher u. Kunstverleger, 1784 Lehrer an der Kunstschule Augsburg, die aus der Akademie hervorging), Christian von Mechel (1737-1817, Kupferstecher), Peter (1736-1807, Münzmeister) u. Johann Christian Neuss (1740-1803, Goldschmied) aus der Augsburger Familie von Stempelschneidern, Johann Georg Pintz (1697-1767, Kupferstecher), Martin Elias Ridinger (um 1730-1780, Sohn des Johann Elias R., welcher 1759-67 Direktor der Akademie war), Johann Lorentz Rugendas (d. Ä., 1733-1799, Maler, Kupferstecher u. Verleger, Sohn des Georg Philipp R.), Philipp Sebastian Rugendas (Sohn d. Christian R., 1736-1807, Kupferstecher), Ignaz Wilhelm Verhelst (1729-1792, Bildhauer), Daniel Jacob Westermayr (1734-1788, Goldschmied), Johann Gottfried Eckard (1735-1809, Kupferstecher, später Klaviervirtuose, der das Frühwerk von Mozart beeinflusste), Johann Adolph Lieberkühn (geb. 1738, Goldschmied) Johann Esaias Nilson (1721-88, Zeichner, Kupferstecher, Kunstverleger, Direktor der Akademie 1769-86, sein Eintrag von 1766 "Magister liberalium artium d. Kais. franz. Akad. in Augsb."). Nilson war der vierte evangelische Direktor der reichsstädtischen Kunstakademie, die ab 1710 von je zwei konfessionell paritätisch bestimmten Direktoren geleitet wurde, "jeweils die bedeutendsten Künstler der Stadt" (Augsburger Stadtlexikon, online).
Unter den kunstvollen Illustrationen finden sich 34 eigenhändig signierte (meist auch datiert) und 5 monogrammierte Blätter. Unter den Gouachen eine reizende Ansicht von Breslau. Kurios ist die Darstellung einer Zeichenmaschine, die mühsam von zwei Schülern unter der Knute eines Lehrers angetrieben wird. Das Widmungsblatt auf Pergament schön kalligraphiert; der Namenszug leider durch Fingerflecke am Ende verwischt. Einige der Einträge sind kalligraphisch gestaltet. - Etwas angestaubt, stellenw. braun- u. fingerfleckig, Widmungsblatt u. stellenw. stärker fleckig, Vorsatz u. Widmungsblatt mit Feuchtigkeitsrand. - Ausführliche Liste der Beiträger mit jeweiligen Illustrationen u. biographischen Verweisen auf Anfrage. - Beiliegt: 1 Doppelbl. mit 2 blattgr. goldgehöhten Gouachen (1 Doppelwappen u. 1 Reiterdarstellung) mit der Inschrift "Xaver von der Streithorst auff Schliestedt schrieb dies zu Regenspurg den 22 Febr Anno (164?)5". - Dieses braun- u. fingerfleckig, der Rand lädiert.